Digitaler Fotokurs

Die Belichtungszeit

Balletttänzerin

 

Die Belichtungszeit ist ein wesentliches Gestaltungselement, wenn es um die Darstellung von Bewegungen geht. Bewegungen kann man mit einer kurzen Belichtungszeit einfrieren oder mit einer etwas längeren Belichtungszeit sichtbar machen.

 

Die Belichtungszeit ist eine der 3 Einstellungen an Ihrer Kamera, die für die von Ihnen gewünschte oder von der Automatik ermittelte Belichtung benötigt werden.

 

Sie ist, ebenso wie die verwendete Brennweite und die Blendeneinstellung, sowohl ein wesentliches Element der fotografischen Technik als auch der Bildgestaltung.

 

Alle digitalen Spiegelreflexkameras und die etwas besseren übrigen digitalen Kameras ermöglichen entweder die komplett manuelle Einstellung der Belichtung (Wählrad M) und somit auch der Belichtungszeit oder die Halbautomatik mit Vorwahl der Belichtungszeit (Wählrad Tv). Mit der Vorwahl der Belichtungszeit, auch als Blendenautomatik bezeichnet, werden von der automatischen Belichtungssteuerung der Kamera die zugehörige Blendeneinstellung und, soweit nicht im Menü ein fester Wert von Ihnen eingestellt wurde, die Lichtempfindlichkeit des Sensors (der ISO Wert) für die nach Meinung der Kamera korrekte Belichtung ermittelt und eingestellt.

 

Da die Belichtungszeit ein wesentliches Element der Belichtungssteuerung ist, kann sie nicht beliebig eingestellt werden, sondern immer nur im Kontext der beiden anderen für die Belichtung wichtigen Einstellungen Blende und ISO Wert abhängig vom vorhandenen Licht.

 

Wenn das Licht für kurze Belichtungszeiten selbst bei offener Blende und einem hohen ISO Werten nicht ausreicht, muss man eine Belichtungszeit wählen, die mit dem vorhandenen Licht gerade noch möglich ist, sofern man nicht stattdessen ein Blitzgerät benutzt. Wirklich frei in der Wahl der Belichtungszeit ist man nur bei genügend Licht.

 

Zum Zusammenspiel und der gegenseitigen Abhängigkeit der 3 Belichtungselemente Zeit, Blende und ISO Einstellung gibt es im digitalen Fotokurs ein eigenes Kapitel: Die richtige Belichtung

Bewegung einfrieren

Belichtungszeit als grundlegende Kameraeinstellung für scharfe Fotos

Wählt man ohne ein stabiles Stativ unter der Kamera eine Belichtungszeit, die länger ist, als man die Kamera ruhig halten kann, werden die Fotos "verwackelt".

 

Wie kurz eine Belichtungszeit mindestens sein muss, um Fotos nicht zu verwackeln, hängt von der Ruhe Ihrer Hände, der Kamera und dem verwendeten Objektiv bzw. der eingestellten Zoomstufe ab.

 

 

Kamera ruhig halten

 

Das wichtigste, um eine Kamera ruhig halten zu können, ist ein stabiler Stand des Fotografen. Am besten fotografiert man mit gegrätschten Beinen, um sich selbst möglichst gut abzustützen. Noch besser ist es, wenn man sich irgendwo anlehnen kann. Stattdessen kann man auch die Kamera irgendwo abstützen.

Spanische Treppe

 

Spanische Treppe in Rom. Belichtungszeit eine Zehntelsekunde aus freier Hand mit aktiviertem Bildstabilisator.

 

Möchte man aus einer tieferen Position als dem Stand fotografieren, sollte man sich nicht mit beiden Beinen hinknien oder in die Hocke gehen, sondern nur ein Bein in die Knie- oder Hockstellung bringen und mit dem anderen Bein abstützen. Sonst wird es schwierig, den Oberkörper ruhig zu halten. Der Oberkörper sollte sich nicht vor und zurück wiegen, denn so wird sogar die Scharfeinstellung mit dem Autofokus problematisch.

 

Kann man weder sich selbst noch die Kamera irgendwo abstützen, dann sollte man nicht das Display zum Fotografieren benutzen, sondern den Sucher. Denn dadurch wird die Kamera am Gesicht abgestützt und lässt sich leichter ruhig halten.

 

Um eine Kamera gut ruhig halten zu können, spielt auch das Gewicht der Kamera eine wesentliche Rolle. Leichte Pocket-, Bridge und spiegellose Systemkameras sind selbst mit Blick durch den optischen bzw. digitalen Sucher und somit der am Gesicht abgestützten Kamera schwieriger ruhig zu halten als eine solide Spiegelreflexkamera, die bereits durch ihr Gewicht die Hände nicht so leicht zittern lässt.

 

Atemrhythmus

 

Gerade bei etwas längeren Belichtungszeiten, die sich gerade noch so ohne Stativ bewältigen lassen, ist die Atmung sehr wichtig. Ist man wegen einer vorangegangen Anstrengung noch am Schnaufen, sollte man zunächst abwarten, bis man wieder in einen ruhigen Atemrhythmus kommt. Dasselbe gilt für jeden Stress, den man gerade hatte. Adrenalin ist das Gegenteil von Ruhe. Erst wenn man wieder ruhig atmet, die Kamera ans Auge setzten und den Auslöser betätigen, wenn man gerade ausgeatmet hat.

 

Bei anstrengenden Wanderungen oder Bergtouren haben sich Einbeinstative bewährt, die zugleich ein Spazierstock sind.

 

 

Die Kamera

 

Die Kamera selbst spielt natürlich auch eine wichtige Rolle für nicht verwackelte Fotos. Eine schwere, jedoch nicht zu schwere Kamera lässt sich leichter ruhig halten als ein Leichtgewicht.

 

Visiert man das Motiv mit dem Sucher an, kann man längere Belichtungszeiten ohne Stativ beherrschen als bei der Verwendung des Displays.

 

Am wichtigsten ist jedoch, daß Ihre Kamera gut in Ihrer Hand liegt. Das kann man nur vor der Kaufentscheidung ausprobieren, am Besten, wenn man mehrere Kameras zum Vergleich hat. Unsere Hände haben nun mal keine Normgröße. Eine Kamera für zarte Damenhände wird sich in großen Männerhänden nicht gut machen und umgekehrt. Die Kamera sollte sowohl im Hoch- als auch im Querformat gut und sicher in der Hand liegen.

 

 

Das verwendete Objektiv bzw. die eingestellte Zoomstufe

 

Zuletzt das wichtigste zum Thema scharfe Fotos ohne Verwackeln: die Brennweite bzw. der Bildwinkel des Objektivs.

 

Unproblematisch sind Objektive bzw. Brennweitenbereiche vom starken Weitwinkel bis zum Normalobjektiv. Ohne Bildstabilisator gelingen mit diesen Brennweitenbereichen (Zoombereichen) mit einer halbwegs ruhigen Hand Belichtungszeiten bis zu 1/30 sec. bei einer Spiegelreflex und 1/60 sec. bei allen Kameras, bei denen über das Display anvisiert wird.

Fliegender Storch

 

Der Storch, dem ich zu dicht auf die Pelle gerückt war, ist gerade gestartet. Für eine genügend kurze Belichtungszeit mit 200 mm Brennweite (Umgerechnet bezüglich des Bildwinkels, da Pentax K200 mit APS Sensor: 300 mm) war die Sensorempfindlichkeit auf ISO 800 eingestellt worden. Die Belichtungszeit von 1/500 sec. reichte, um die Bewegung einzufrieren.

 

Doch sobald es in den Telebereich geht, müssen die Belichtungszeiten deutlich kürzer sein, wenn man scharfe Fotos will. Denn, je kleiner der Bildwinkel, umso mehr machen sich selbst geringste Erschütterungen der Kamera als Unschärfe bemerkbar. Deshalb gibt es eine wichtige Faustregel:

 

Die Belichtungszeit sollte nicht länger sein als die halbe Brennweite in Sekundenbruchteilen.

 

Diese Regel bezieht sich auf die Brennweiten von Kleinbildkameras bzw. dem gleich großen digitalen Nachfolger, dem Vollformat.

 

Bei kleineren oder größeren Sensoren muss die Brennweite mit dem Cropfaktor (Formatfaktor) umgerechnet werden, damit die Regel angewendet werden kann.

 

Beispiel: Brennweite 200 mm an einer Vollformatkamera. Die Belichtungszeit sollte nicht länger als eine 1/100 sec. sein. Dasselbe Objektiv an einer Kamera mit APS Sensor, dann beträgt die längst-mögliche Belichtungszeit eine 1/150 sec. weil die Brennweite mit dem Cropfaktor (beim APS Sensor 1,5) multipliziert werden muss, was zu einer umgerechneten Brennweite von 300 mm führt.

 

Mit der verlinkten Tabelle der Wikipedia können Sie für alle gängigen Sensorgrößen den Umrechnungsfaktor nachsehen.

 

 

Fotos aus einem Fahrzeug oder Flugzeug

 

Praktisch jedes Fahrzeug hat mehr oder minder starke Vibrationen, die sich auf die Kamera übertragen. In einem Hubschrauber sind diese Vibrationen extrem, doch auch in einem mit Höchstgeschwindigkeit fahrenden ICE sind die Vibrationen deutlich wahrnehmbar. Möchte man in einem solchen Fall noch halbwegs scharfe Fotos, benötigt man extrem kurze Belichtungszeiten. 1/1000 sec. oder kürzer, vorausgesetzt das Licht reicht für so kurze Belichtungszeiten aus.

Im Anflug auf den Flughafen Düsseldorf

 

 

Im Anflug auf den Flughafen Düsseldorf

In einem halbwegs ruhig fliegenden Flugzeug sollte die Belichtungszeit 1/250 sec. oder besser noch kürzer sein. Bei einem Auto kommt es darauf an. Ein Rolls Royce fährt mit weniger Vibrationen als ein alter Kleinwagen. Die Straße, der Straßenbelag und das Profil der Reifen spielen natürlich ebenfalls eine Rolle für Erschütterungen und Vibrationen, die auf die Kamera übertragen werden. Deshalb kann man keine allgemein gültigen Aussagen machen. Am Besten die Belichtungszeit so kurz wie aufgrund der Lichtverhältnisse möglich.

In einer zweisitzigen Piper über dem Rhein.

In einer zweisitzigen Piper bei miserablem Wetter über dem Rhein.

Langzeitbelichtungen vom Stativ mit Spiegelreflexkameras

 

Selbst wenn die Kamera bei Windstille auf einem erstklassigen Stativ mit einem ebenso guten Stativkopf steht, geht es um das Thema Vibrationen. Denn der Spiegel klappt erst nach Betätigen des Auslösers nach oben und erschüttert dadurch die Kamera.

Heidelberger Schloss

Bereits bei Belichtungszeiten von 1/8 sec., erst recht natürlich bei noch längeren Belichtungszeiten merkt man bei billigeren Spiegelreflexkameras für den Markt der Fotoamateure (Consumerklasse) die Erschütterung durch leichte Unschärfen, die besonders bei Straßenlaternen und ähnlichen Lichtern auffallen, weil sie nicht mehr scharf abgegrenzt, sondern leicht verwischt sind.

 

Bei hochwertigen Kameras mit erstklassiger Feinmechanik wird der Spiegel so weich abgebremst, das die leichten Erschütterungen, die es natürlich auch bei Kameras dieser Preisklasse noch gibt, sich erst bei Belichtungszeiten von einer halben Sekunde oder länger bemerkbar machen.

 

 

Spiegelvorauslösung

 

Möchte man Erschütterungen durch den hochklappenden Spiegel sicher vermeiden, muss der Spiegel bereits vor dem Auslösen des Verschlusses hochgeklappt worden sein. Fotografisch bezeichnet man diesen Vorgang als Spiegelvorauslösung. Vielleicht suchen Sie in Ihrer Bedienungsanleitung vergeblich nach der Spiegelvorauslösung. Das heißt nicht zwingend, dass Ihre Kamera keine solche Funktion besitzt. Sie ist dann nur anders bezeichnet. Bei Pentax ist es eine spezielle Einstellung des Selbstauslösers, die den Spiegel bereits beim Betätigen des Auslösers nach oben klappt, den Verschluss jedoch erst 2 Sekunden später öffnet. Bei einigen anderen Kameras wird es als Spiegel- Arretierung oder Feststellung bezeichnet. Wichtig ist nur, dass der Spiegel bei Langzeitbelichtungen nicht erst nach oben geklappt wird, wenn der Verschluss auslöst.

 

 

Fernauslöser

 

Bei Langzeitbelichtungen Hände weg von der Kamera, solange der Verschluss geöffnet ist. Dafür gibt es Fernauslöser. Denn der Druck auf den Auslöser würde die Kamera sogar noch leicht erschüttern wenn sie einbetoniert wäre. Auch das beste Stativ kann die Erschütterung durch den Druck auf den Auslöser nicht verhindern.

 

Bei den etwas besseren Kameras gibt es die Wählradeinstellung "B". Das B kommt von Ball, der früher üblichen, mechanischen Fernauslösung. Mit der "B" Einstellung wird der Verschluss durch das erste Betätigen des Fernauslösers geöffnet und bleibt solange geöffnet, bis der Fernauslöser ein zweites Mal betätigt wird.

 

Bei Verwendung eines Fernauslösers muss die Kamera in der Regel dazu vorbereitet werden. Entweder finden Sie die Einstellung Fernauslöser bei den Einstellungen für den Auslöser, mit denen Sie auch die verschiedenen Einstellungen für den Selbstauslöser vornehmen oder etwas umständlicher im Menü. Für Fotos außerhalb der üblichen Anwendungsbereiche sollte man sich grundsätzlich bereits zuhause mit der Bedienungsanleitung der Kamera vorbereiten, sonst sucht man vor Ort manchmal sogar vergeblich nach den Menüpunkten zur Kameraeinstellung. Bedienungsanleitungen sind nicht unbedingt verständlich geschrieben. Oft ist es einfacher, im Internet mit Angabe des Kameramodells und der gesuchten Problemlösung kurz zu recherchieren.

Fontana di Trevi

 

Fontana di Trevi in Rom. 1/30 sec. bei ISO 1600.

 

 

Bildstabilisator

 

Bei einigen Kameras ist ein Bildstabilisator bereits in der Kamera eingebaut, bei anderen Herstellern gibt es stattdessen Objektive mit eingebautem Bildstabilisator. Der Bildstabilisator ermöglicht bis zu dreimal längere Belichtungszeiten aus freier Hand.

 

Beispiel:

 

Ohne Bildstabilisator wäre die 1/30 sec. die längst mögliche Belichtungszeit, die man noch ohne verwackeln hinbekommt. Durch den Bildstabilisator ist prinzipiell noch 1/4 sec. möglich. (1/15 sec. erste Stufe, 1/8 sec. zweite Stufe, 1/4 sec. dritte Stufe) Prinzipiell deshalb, weil man für eine so lange Belichtungszeit ohne Stativ nicht nur sehr ruhige Hände braucht, sondern entweder sich selbst oder die Kamera irgendwo abstützen muss.

spanischeTreppe

 

An der Spanischen Treppe in Rom, 1/6 sec, Blende 3,5, ISO 400 aus freier Hand. Das Foto entstand in der Abenddämmerung.

Wichtig

 

Der Bildstabilisator muss abgeschaltet werden, wenn die Kamera auf ein Stativ gestellt wird. Stative und Bildstabilisatoren vertragen sich nicht.

 

Damit sind die fototechnischen Voraussetzungen für längere Belichtungszeiten abgeschlossen.

Die Belichtungszeit als kreatives Gestaltungselement

Durch die Wahl der passenden Belichtungszeit lassen sich Bewegungen einfrieren oder sichtbar machen.

 

Bewegungen einfrieren

Bewegungen lassen sich mit der passenden Belichtungszeit einfrieren.

 

Die Belichtungszeit muss entsprechend der Geschwindigkeit und Richtung der Bewegung kurz genug sein, um sie statisch einfrieren zu können.

Feuertänzerin Arjuna

Ich ahne schon die Enttäuschung einiger Leser, dass es im Anschluss keine Tabelle als genaue Anleitung gibt. Doch eine Tabelle, die sowohl auf die Geschwindigkeit als auch die Bewegungsrichtung eingeht, würde locker einige Hundert Seiten umfassen.

 

Deshalb einige allgemeine Aussagen als Hilfe.

 

Bewegungen, die quer zum Bild (Kamerastandort) erfolgen, benötigen deutlich kürzere Belichtungszeiten als Bewegungen, die auf die Kamera zukommen oder sich von ihr wegbewegen.

Feuertänzerin Arjuna

 

 

Die Fotos der Feuertänzerin Arjuna jeweils mit 50 mm Festbrennweite, Blende 1,7 1/90 sec. bei ISO 1600 .

 

Für einen gemächlichen Spaziergänger, der auf die Kamera zukommt, reicht meistens noch eine 1/30 sec. Belichtungszeit, für einen mit einem starken Tele Format füllend fotografierten Düsenjäger ist selbst eine Tausendstel Sekunde noch zu lang, denn in der Tausendstel Sekunde legt er bei Mach1 immer noch 27 cm zurück.

 

Für Schmetterlinge im Flug, erst recht für einen Kolibri, benötigt man ebenfalls extrem kurze Belichtungszeiten, wenn die Flügel nicht nur ein Wischeffekt sein sollen.

 

Für kurze Belichtungszeiten benötigt man selbst bei offener Blende sehr viel Licht, es sei denn, man nimmt Bildrauschen in Kauf und stellt hohe ISO Werte ein.

 

 

Bewegungen im Studio einfrieren

 

Arbeitet man mit einer Studioblitzanlage, spielt die Blitzdauer und nicht die eingestellte Belichtungszeit die entscheidende Rolle.

 

Bei den Geschwindigkeiten, die eine Person vor der Kamera selbst mit heftigen Arm- oder Beinbewegungen erreichen kann, ist die Blitzdauer einer Studioblitzanlage kurz genug.

Foto-Model Davy

 

Dieses Foto entstand mit meiner Blitzanlage.

 

 

Balletttänzerin

Dieses Foto entstand mit Studio Scheinwerfern (2x 1500 Watt)

 

Wer stattdessen mit Studiolampen fotografiert, wird selbst mit mehreren professionellen Filmleuchten kaum kürzere Belichtungszeiten als 1/125 sec. realisieren können, was für schnelle Bewegungen quer zum Bild bereits deutlich zu lang sein kann.

Balletttänzerin

 

 

Für die Bewegung der linken Hand war die 1/125 sec. die sich gerade noch so mit den starken Studioschweinwerfern realisieren lies, bereits zu lange belichtet.

Der Vorteil der Studiolampen gerade in der Actionfotografie ist das ständig zur Verfügung stehende Licht, man muss nicht warten, bis die Blitzanlage wieder aufgeladen hat.

Bewegungen sichtbar machen

Nicht immer ist es erwünscht, dass eine Bewegung durch ein Foto eingefroren wird.

Fontana di Trevi

 

Fontana di Trevi in Rom. Belichtungszeit 1/8 sec. aus freier Hand.

Fließendes Wasser wirkt natürlicher, wenn es mit Belichtungszeiten von 1/30 sec. oder sogar länger fotografiert wird.

Brunnen, Petersplatz

Natürlich gibt es auch von dieser Regel Ausnahmen, wenn Wassertropfen im Gegenlicht wie glitzernde Perlen leuchten sollen.

Ballett-Tänzerin

Eine Tänzerin in einer Drehbewegung mit einem fliegenden Kleid kann ebenfalls besser wirken, wenn die Bewegung durch das Kleid sichtbar wird.

bewegungen durch längere Belichtungszeit sichtbar machen

Für die Bildgestaltung, das gilt auch für Belichtungszeiten, gibt es keine starren Regeln. Es hängt immer von der gewollten Bildaussage ab. Nur wenn man alle Einstellungen der Vollautomatik der Kamera überlassen würde, könnte zumindest hinsichtlich der wichtigen fototechnischen Gestaltungselemente Belichtungszeit und Blende von einer gewollten Bildaussage keine Rede mehr sein, denn dann wäre es eher Zufall, was heraus kommt.

 

Für die erforderlichen Belichtungszeiten, um Bewegungen sichtbar zu machen, gilt umgekehrt dasselbe wie für das Einfrieren von Bewegungen. Es hängt von der Richtung und Geschwindigkeit der Bewegung ab, wie lang die Belichtungszeit mindestens sein muss, um die Bewegung durch den Wischeffekt sichtbar zu machen.

 

Besonders, wenn es um gewollte Bewegungsunschärfen geht, muss man etwas experimentieren, denn nur bei fließendem Wasser kann man den Tip geben, 1/30 sec. oder sogar etwas länger belichten, sofern man die Kamera auf einem Stativ stehen hat oder mit einem Bildstabilisator längere Belichtungszeiten als die 1/30 noch ohne zu verwackeln aus der Hand hinbekommt.

 

Im Gegensatz zu früher, wo das Experimentieren deutlich schwieriger war, weil man zunächst auf den entwickelten Film warten und sich zu jedem Foto Notizen machen mußte, um später noch nachvollziehen zu können, was man eingestellt hatte, ist experimentieren mit einer digitalen Kamera inzwischen ein Kinderspiel, weil man auf dem Display sofort sehen kann, wie sich eine Einstellung auswirkt. Man muss sich auch nichts mehr notieren, denn alle Kameraeinstellungen werden in den Exif Daten eines Fotos gespeichert. Deshalb haben Sie den Mut zum Experimentieren!

Verwischter Hintergrund

Wenn Sie ein Auto, Motorrad oder ein anderes Objekt, das sich quer durch das Bild bewegt, mit einem unscharfen, verwischtem Hintergrund fotografieren möchten, dann müssen Sie die Kamera mit ziehen bevor Sie den Verschluss auslösen.

Auto in Bewegung

 

 

 

Das wirkt oft sehr viel besser als eine statisch eingefrorene Bewegung, auf der auch der Hintergrund vollkommen scharf ist und vermittelt durch den verwischten Hintergrund den Eindruck hoher Geschwindigkeit.

 

Wie lang die Belichtungszeit für einen verwischten Hintergrund sein muss, hängt von der Geschwindigkeit ab. An einer Landstraße mit Geschwindigkeiten um die 100 km/h Belichtungszeiten zwischen 1/30 und einer 1/100 sec. je nachdem, wie stark der Hintergrund verwischt sein soll.

 

An der Geraden einer Formel 1 Rennstrecke gehen deutlich kürzere Belichtungszeiten.

 

Gut geeignet sind mittlere Teleobjektive mit Brennweiten zwischen 100 mm und 150 mm. Damit bleibt man genügend weit von der Straße weg und bekommt das Fahrzeug trotzdem Format füllend ins Bild.

 

Diese Technik muss man mit verschiedenen Belichtungszeiten üben, wichtig ist, das die Kamera der Bewegung des Fahrzeugs folgt, bevor man den Auslöser ganz durchdrückt und die Kamera während der Belichtung weiterhin gleichmäßig mitgezogen wird.

 

Für erste Übungen sucht man sich einen Feldweg, eine Einfahrt oder einen ähnlichen Kamerastandort mit freiem Blick auf die Straße. Sieht man ein Auto kommen, dann nimmt man es mit der Kamera ins Visier, folgt der Bewegung und betätigt schließlich den Auslöser.

 

Besonders tolle Aufnahmen gelingen von Motorrädern in einer Kurve, wenn man selbst etwas tiefer als die Straße stehen kann.

Lichterspuren nachts

Lichterspuren

 

 

Auch dazu sind lange Belichtungszeiten erforderlich, mindestens 2-3 Sekunden, es darf auch durchaus länger sein.

 

Das obige Foto entstand mit Blende 16 bei ISO 100 und 5 sec. Belichtungszeit. Es sind übrigens gerade mal 2 Autos mit ihren Lichterspuren. Wie immer bei Langzeitbelichtungen Spiegelvorauslösung und Fernauslöser.

 

Da die Kamera für solche Fotos ohnehin auf einem Stativ stehen muss, machen Sie erst einmal ein Testfoto mit den von der Kamera ermittelten Belichtungswerten und korrigieren für des nächste Foto die Belichtungseinstellungen nach Ihrem Geschmack. Das ist schließlich einer der wesentlichen Vorteile der Digitalfotografie, sofortige Kontrolle auf dem Display und kein teurer Film verschwendet.