Digitaler Fotokurs
Die richtige Belichtung
Belichtungseinstellung mit den Automatikfunktionen der Kamera
Belichtungsautomatik Teil 1
Die verschiedenen Programme
Von Motivprogrammen abgesehen, bietet eine digitale Spiegelreflex-Kamera und auch die meisten anderen Digitalkameras je nach Modell drei oder vier verschiedene Einstellungen für die automatische Belichtungssteuerung an.
Vollautomatik, Wählrad P
Alle drei Parameter für die richtige Belichtung werden automatisch eingestellt.
Solche Fotos gelingen auch mit der Programmautomatik.
Dabei versucht die Vollautomatik einen Kompromiss zwischen den verschiedenen Anforderungen für ein gelungenes Foto. Die Belichtungszeit sollte ausreichend kurz sein, um das Foto ohne es zu verwackeln noch aus der Hand fotografieren zu können, die Blende sollte weit genug geschlossen sein, um eine möglichst große Schärfe und Schärfentiefe erzielen zu können und der ISO Wert sollte eine möglichst hohe Qualität ermöglichen, also nicht wesentlich über der tatsächlichen Empfindlichkeit des Sensors eingestellt sein.
Wie das bei automatischen Kompromissen nun mal so ist, ist es eher Zufallssache, ob das Ergebnis so ist, wie man sich das Foto eigentlich vorgestellt hatte.
Deshalb bieten digitale Spiegelreflexkameras und viele andere Digitalkameras noch zwei, bei einigen Modellen auch drei weitere Automatikfunktionen für die Belichtungssteuerung an.
Zeitautomatik, Blendenvorwahl, Wählrad AV
Mit der Zeitautomatik wird zu einer manuell eingestellten Blende sowohl die passende Belichtungszeit als auch der passende ISO Wert automatisch ermittelt und eingestellt.
Diese Funktion braucht man immer dann, wenn die Priorität der Blendeneinstellung gilt. Also wenn es entweder um die Gesamtschärfe oder die Schärfentiefe oder auch um beides in einem Foto geht.
Bei diesem Foto eines Farns geht es um Schärfe und Schärfentiefe. Deshalb Blendenvorwahl auf Blende 8 mit 1/45 sec. Belichtungszeit bei maximaler Schärfeleistung des Sensors mit seiner nativen Lichtempfindlichkeit bei ISO 100.
Die maximale Gesamtschärfe erreichen die gängigen Objektive für das Vollformat und den APS Sensor bei Blendenwerten zwischen 8 und 11.
Wird die Blende weiter geöffnet, nehmen sowohl die Schärfe an sich, also die Gesamtschärfe, als auch die Schärfentiefe ab.
Wird die Blende stattdessen über Blende 11 hinaus geschlossen, wird der Bereich, über den sich die Schärfentiefe erstreckt, erweitert, während die eigentliche Schärfe wieder abnimmt. Letzteres bedingt durch die Lichtbeugung an der kleinen Blendenöffnung.
Näheres zur Bildgestaltung mit der Blende: Schärfentiefe.
Die Blendenautomatik, Zeitvorwahl, Wählrad TV
Mit dieser Einstellung der Automatik wird die Belichtungszeit manuell vorgegeben, der passende ISO Wert und die dazugehörige Blenden-Einstellung werden automatisch von der Kamera eingestellt.
Diese Einstellung ist immer dann wichtig, wenn die Priorität einer bestimmten Belichtungszeit gilt.
Eine bestimmte Belichtungszeit kann in vielen fotografischen Situationen erforderlich sein.
Man hat kein Stativ dabei und das Licht ist schon nicht mehr so besonders oder man fotografiert innerhalb eines Gebäudes, dann muss die Belichtungszeit kurz genug sein, um das Bild nicht zu verwackeln. Ohne Bildstabilisator und mit Brennweiten zwischen dem Weitwinkel und maximal 60 mm gilt die 1/30 Sekunde als längst mögliche Belichtungszeit für gute Ergebnisse, vorausgesetzt, man hat eine ruhige Hand.
Bei längeren Brennweiten gilt die Faustregel, dass die Belichtungszeit nicht länger sein soll als die halbe auf das Kleinbildformat umgerechnete Brennweite, weil es hier um den Bildwinkel geht. Je kleiner nämlich der Bildwinkel, umso mehr machen sich auch leichteste Erschütterungen der Kamera während der Aufnahme bemerkbar und die Fotos werden unscharf.
Das Foto entstand mit 300 mm Brennweite, mit umgerechnetem Bildwinkel sogar 450 mm Brennweite. Bei einer Kamera ohne Bildstabilisator hätte ich entweder 1/500 sec. gebraucht oder ein gutes Stativ. Doch es gelang mit 1/125 sec. Belichtungszeit aus freier Hand. Für eine kürzere Belichtungszeit hätte ich den ISO Wert anheben müssen, denn die Blende war mit 5,6 ohnehin schon offen.
Deshalb bei längeren Brennweiten entweder ein stabiles Stativ oder kürzere Belichtungszeiten.
Bewegungen sichtbar machen oder einfrieren
Möchte man eine Bewegung als solche sichtbar machen, dann muss die Belichtungszeit entsprechend der Bewegung und der Bewegungsrichtung (quer durch das Bild oder stattdessen auf die Kamera zu oder von der Kamera weg) lang genug sein, um sie nicht einzufrieren. Das gilt beispielsweise für fließendes Wasser. Näheres dazu in der Bildgestaltung mit der Belichtungszeit.
Möchte man eine Bewegung stattdessen einfrieren, muss die Belichtungszeit ausreichend kurz sein, um die Bewegung einfrieren zu können. Wie kurz, das hängt natürlich von der Geschwindigkeit und Richtung der Bewegung ab.
Für diese Bewegungen der Feuertänzerin Arjuna reichte bereits eine noch relativ lange Belichtungszeit von1/125 sec. um die Bewegung einzufrieren.
Befindet man sich in einem Fahrzeug oder Flugzeug, muss die Belichtungszeit ebenfalls kurz genug sein, um Erschütterungen, die auf die Kamera übertragen werden, eliminieren zu können. Für ein Flugzeug gilt als unterste Grenze die 1/250 bei Brennweiten bis etwa 80 mm, bei stärkeren Teleobjektiven muss die Belichtungszeit deutlich kürzer sein.
Also eine ganze Reihe guter Gründe, um mit der Zeitvorwahl zu arbeiten.
Die dritte Automatikfunktion gibt es nur bei einigen Kameras, nämlich die
ISO Vorwahl, Zeit- und Blendenautomatik
Bei einigen Kameras gibt es inzwischen bei den Automatikfunktionen die ISO Vorwahl, Zeit und Blende werden in diesem Fall der Automatik überlassen.
Inwieweit das als eigene Automatikfunktion sinnvoll ist, sei dahingestellt. Denn auch ohne eigene Automatikfunktion kann bei vielen Kameras der ISO Wert manuell fest eingestellt werden. Mit einem fest eingstellten ISO-Wert kann man wahlweise eine der 3 automatischen Belichtungsmethoden oder manuelle Belichtung benutzen.
Bei meinen Kameras ist der ISO Wert von seltenen Ausnahmen abgesehen generell fix auf die tatsächliche Lichtempfindlichkeit des Sensors eingestellt.
Warum ISO Vorwahl?
Die Priorität auf die Empfindlichkeit des Sensors zu legen kann sinnvoll sein, wenn die maximale Schärfe-Leistung des Sensors benötigt wird. Das ist immer nur bei der tatsächlichen Sensorempfindlichkeit der Fall, alle ISO Werte darüber und darunter werden elektronisch erzielt und führen zu einer Qualitätsverschlechterung, insbesondere zum Bildrauschen, das bei höheren ISO Werten deutlich wahrnehmbar wird.
Bei diesem Motiv, das Heidelberger Schloß mit Vollmond, liegt die Priorität auf einer nicht zu langen Belichtungszeit, weshalb die Qualitätseinbuße durch einen höheren ISO Wert in Kauf genommen wurde. Andernfalls hätten die ziehenden Wolken den Himmel verwischt..
ISO Vorwahl auch dann, wenn die Priorität einer möglichst kurzen Belichtungszeit insbesondere bei Nachtaufnahmen gilt.
Viele digitale Spiegelreflexkameras bieten über die automatisch anwählbaren ISO-Werte hinaus einen erweiterten Empfindlichkeitsbereich des Sensors an, der wegen dem starken Bildrauschen nur manuell eingestellt werden kann. Davon sollte man nur Gebrauch machen, wenn man andernfalls wegen zu wenig Licht keine Fotos machen könnte.
Belichtungsautomatik Teil 2
Die Messbereiche
Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Möglichkeiten der Belichtungsmessung, die bei einer digitalen Kamera eingestellt werden können, wobei die Spotmessung in der Regel nur bei hochwertigen Kameras zur Verfügung steht.
Integralmessung
Die Integralmessung ist bei den meisten Kameras werkseitig voreingestellt. Sie ist bei diesen Kameras also die Standardmessung der Belichtungssituation.
Für die Integralmessung werden sämtliche über den Sensor verteilten Messpunkte gleichwertig behandelt und aus den unterschiedlichen Belichtungswerten wird ein Mittelwert errechnet.
Diese Messmethode ist eigentlich nur bei kontrastarmen Motiven wirklich geeignet. Landschafts-Fotos sind beispielsweise bei bedecktem Himmel relativ kontrastarm und somit für die Integralmessung geeignet.
In diesem Motiv sind nur geringe Kontrastunterschiede, deshalb gelingen solche Fotos problemlos mit integraler Belichtungsmessung.
Wenn jedoch die Sonne scheint und es demzufolge auch ausgeprägte Bildbereichen im tiefen Schatten gibt, ist die Integralmessung nicht das Gelbe vom Ei, weil die Berücksichtigung der Schatten-Bereiche zu einer Überbelichtung der sonnenbeschienenen Flächen führen würde. Je größer die Bereiche im tiefen Schatten, umso stärker werden bei dieser Messmethode die hellen Bildbereiche überbelichtet.
Nach Meinung der Kamera richtige Belichtung mit integraler Messung. In diesem Fotos ist schlichtweg Nichts richtig, geschweige denn optimal belichtet. Das Motiv ist viel zu hell, in den hellsten Bereichen sind die Lichter bereits ausgefressen, der Hintergrund ist, obwohl dessen Fläche deutlich überwiegt, ebenfalls nicht richtig belichtet, denn eigentlich ist er dunkelbraun.
Ebenfalls völlig ungeeignet ist diese Messmethode, wenn das eigentliche Bildmotiv, beispielsweise ein Porträt oder eine Blume, vor einem im Verhältnis deutlich dunkleren oder helleren Hintergrund sind, denn auch in diesem Fall würde durch die Integralmessung ein Mittelwert ermittelt, der im extrem dazu führt, dass überhaupt nichts mehr richtig belichtet ist. Die Blume wäre bei einem dunklen Hintergrund viel zu hell und Hintergrund selbst wäre dennoch zu dunkel. Umgekehrt bei einem hellen Hintergrund, die Blume wäre viel zu dunkel.
Ein fototechnisch anspruchsloses Motiv mit ausgewogenen Kontrasten.Ein typisches Motiv für die Integralmessung, denn die mittenbonte Messung könnte die einzige relativ helle Bildpartie im Hintergrund bereits zu stark gewichten und damit das Foto leicht unterbelichten.
Schließlich kann die Kamera nicht wissen, was uns bei diesem Motiv wirklich wichtig ist und macht halt einfach eine Durchschnittsberechnung. Da aber bei diesen Motiven der Hintergrund meistens die deutlich größere Fläche einnimmt, ist er für die automatische Durchschnittsberechnung wesentlich wichtiger als das eigentliche Bildmotiv. Weil das so ist, gibt es weitere Messmethoden.
Die mittenbetonte Messung
Bei der mitten betonten Messung werden im Gegensatz zur Integralmessung die Messfelder in der Mitte stärker berücksichtigt als die Messfelder im äußeren Bereich des Sensors.
In welchem Maße die mittenbetonte Messung die Gewichtung der Messpunkte verteilt, hängt leider vom Kameramodell ab, weshalb dazu keine allgemein gültigen Aussagen gemacht werden können.
Generell jedoch ist die mittenbetonte Messung außer bei sehr kontrastarmen Motiven die bessere Messmethode. Selbst bei kontrastarmen Motiven kann man eigentlich gut damit arbeiten, denn diese Motive sind auch im Außenbereich nicht deutlich dunkler oder heller als im mittleren Bildbereich.
Bei diesem Foto der japanischen Kirschblüte im Schwetzinger Schlossgarten würde die Integralmessung zu einer katastrophalen Überbelichtung der Blüten führen. Die dunklen Bildbereiche, fotografisch Tiefen genannt, machen mehr als ein Drittel der Fläche aus und würden bei der Durchschittsberechnung der Integralmessung zu einer falschen Gewichtung der Belichtungsmessung führen. Denn es geht um die Kirschblüten und nicht um den Hintergrund. Da die hellen Bildbereiche, fotografisch die Lichter, in der Mitte liegen, führt die mittenbetonte Messung zum Erfolg.
Einige Kamerahersteller berücksichtigen das inzwischen und haben werkseitig die mittenbetonte Messung voreingestellt und nicht mehr wie früher die integrale Messmethode.
Deshalb kann man von Ausnahmen abgesehen die mittenbetonte Messung als Standard bei der eigenen Kamera einstellen.
Allerdings muss dazu das eigentliche Bildmotiv auch ziemlich genau in der Mitte sein. Das ist aus Gründen einer dynamischen Bildgestaltung jedoch nur selten wünschenswert, denn, wenn man optimale Wirkung durch die Bildgestaltung erzielen möchte, dann stellt man das bildwichtigste Motiv entweder auf eine der Achsen des goldenen Schnitts oder auch eine der Achsen im 4/3 Verhältnis. Dazu mehr in der Bildgestaltung Bildausschnitt.
Doch die meisten Kameras bieten hier eine Hilfestellung an, indem man mit der Kamera zunächst mittig das eigentliche Motiv anvisiert, damit Belichtungseinstellung und Autofocus für das Bildmotiv übernommen werden, dann den Auslöser halb durchdrückt, den leichten Druckpunkt kann man gut spüren, und dann erst das eigentliche Bildmotiv im Foto richtig platziert.
Bei diesem Foto war mir der typische Himmel der Toskana wichtiger als die korrekt belichtete Landschaft, weshalb auch ein Polarisationsfilter zum Einsatz kam, um den Kontrast zwischen dem blauen Himmel und den Wolken noch etwas zu verstärken. Für die Belichtungsmessung wählte ich mittenbetonte Messung, peilte zur Messung zunächst den Himmel an und wählte den endgültigen Bildausschnitt mit halb durchgedrücktem Auslöser, so dass die Belichtungseinstellung gespeichert wurde.
Die Landschaft wurde dadurch natürlich viel zu dunkel, woran auch der Polarisationsfilter beteiligt war.
Doch in den dunklen Partien war noch genügend Zeichnung, um mit "Auswahl Tiefen" und einer genügend großen weichen Kante (bei der originalen Bildauflösung wählte ich 60 Pixel) den unteren Bereich im Photoshop noch aufhellen zu können, wie das Foto nach der Bildbearbeitung zeigt. In den dunkelsten Bildbereichen, die dafür nochmals extra mit dem Lasso ausgewählt wurden, wurde außerdem der Kontrast deutlich verringert, sonst wären dies Bereiche immer noch eine dunkelgrüne Fläche ohne Zeichnung.
Hätte ich in diesem Fall die Landschaft richtig belichtet, wäre trotz Polarisationsfilter der Himmel viel zu hell und nahezu ohne Zeichnung gewesen. In überbelichteten Bildbereichen kann man nachträglich nicht mehr viel verbessern, weil die erforderlichen Bildinformationen bereits bei der Aufnahme verloren gingen. Deshalb in ähnlichen Situationen darauf achten, dass in den hellsten Bildbereichen noch genügend Zeichnung ist.
Denn, mit halb durchgedrücktem Auslöser wird die Belichtungseinstellung gespeichert, die Autofocus Einstellung jedoch nur, wenn der Autofokus entsprechend eingestellt wurde. Doch hier geht es um die Belichtungseinstellung.
Mit der mitten betonten Messmethode sind Sie fast immer auf der sicheren Seite.
Die Spotmessung
Für die Spotmessung wird nur ein einziges Messfeld aktiviert. Bei hochwertigen Kameras kann dieses Messfeld im Menü ausgewählt werden, bei weniger hochwertigen Kameras wird automatisch das in der Mitte liegende Messfeld aktiviert, sobald man die Spotmessung wählt.
Mit der Spotmessung kann man ganz gezielt Bildbereiche auswählen. Das ist wichtig, wenn es darum geht, nur ein kleines Detail innerhalb eines Motivs genau richtig zu belichten.
Dieses Motiv könnte auch noch mit mittenbetonter Messung gelingen. Da es jedoch um das Leuchten der Blüte im Gegenlicht geht, ist die Spotmessung auf die Blüte sicherer. Keinesfalls darf man auf die Knospe messen, dann wäre das Foto satt überbelichtet. Das Foto entstand zwar mit manueller Belichtungseinstellumg, zeigt jedoch vielleicht, worauf man bei der Auswahl der Messmethode achten sollte.
Ansonsten kann man mit der Spotmessung bei nicht bewegten Objekten ebenso vorgehen wie bei der mitten betonten Messung, das Motiv mittig oder mit dem ausgewählten Messpunkt anvisieren, um anschließend mit halb durchgedrücktem Auslöser den endgültigen Bildausschnitt zu wählen.
Die Blütenfülle der Japanische Zierkirschen im Schwetzinger Schlossgarten und die benachbarten, streng formalen Bereiche des Parks sind ein besonders reizvoller Gegensatz. Für dieses Foto bräuchte man natürlich nicht die Spotmessung, da würden die beiden anderen Messmethoden ebenfalls zu einer guten Belichtung führen. Ebenfalls deshalb, weil ich, von seltenen Ausnahmen abgesehen, die Belichtung generell manuell einstelle.
Womit wir auch gleich beim eigentlichen Problem der Spotmessung wären. Denn, bevor man ein Foto machen kann, muss man sich erstmal durch das Kameramenü durch wühlen, um die entsprechenden Einstellungen vornehmen zu können. Also nicht gerde die optimale Methode für schnelle Schnappschüsse. Das nächste Problem ist, außer man hat die Bildkomposition bereits vorher im Kopf und kann ein anderes als das mittige Messfeld passend auswählen, das Bildmotiv muss statisch sein, wenn die Belichtungswerte mit halb durchgedrücktem Auslöser für einen anderen Bildausschnitt gespeichert werden sollen. Kann nur der mittige Messpunkt für die Spotmessung ausgewählt werden und man möchte ein Motiv in Bewegung fotografieren, muss man einen deutlich größeren Bildausschnitt als eigentlich beabsichtigt erfassen, um später bei der digitalen Bildbearbeitung den endgültigen Bildausschnitt festzulegen. Denn das eigentliche Bildmotiv genau in der Mitte ist nicht gerade sehr dynamisch.
Automatikfunktionen gelegentlich auch ein kleines Problem
Ein generelles Problem der vielen Automatikfunktionen, mit denen so manche Amateurkamera inzwischen geradezu überfrachtet sind, man braucht erstmal viel Zeit, um überhaupt die richtigen Automatikeinstellungen auszuwählen, bevor man auf den Auslöser drücken kann. Diese Zeit braucht man bei diesen überfrachteten Kameras schon vorher, um sich durch eine oft mehrere 100 Seiten umfassende Bedienungsanleitung so durchzuarbeiten, dass man später, wenn es um das Fotografieren geht, die entsprechenden Funktionen ohne allzu langes Suchen überhaupt findet.
In einer solchen Situation muss man schnell sein, im nächsten Moment ist es schon vorbei. Das geradezu schon heilige Erstaunen der beiden jungen Frauen in der Sixtinischen Kapelle passt zu all den Bildern im vatikanischen Museum, auf denen dieses Erstaunen nur gemalt ist, während es in dieser Situation echt ist. Da war ich froh über die zuverlässigen Automatikfunktionen (Belichtung und Autofocus) meiner Kamera.
Deshalb nutze ich Automatikfunktionen nur, wenn sie gegenüber der manuellen Einstellung mindestens gleichwertig in der Handhabung sind oder für Situationen, in denen man erst gar nicht die Zeit hat, irgendwelche Einstellungen manuell vorzunehmen, weil das Ereignis im nächsten Moment schon vorbei wäre.
Bei allen Fotos, bei denen ich etwas mehr Zeit habe, bevorzuge ich jedoch die totale Kontrolle der Belichtungseinstellung, um genau zum gewünschten Bildergebnis zu kommen.
Richtige Belichtung manuell einstellen
Für die Regulierung der richtigen Belichtung haben Sie drei Möglichkeiten:
- Belichtungszeit
- Blende
- Sensorempfindlichkeit (ISO Werte)
Alle 3 Einstellungen sind voneinander abhängig. Belichtungszeit und Blende regulieren die Lichtmenge, der ISO Wert die Lichtempfinglichkeit des Sensors. Im Zusammenspiel ergeben sie die richtige Belichtung. Wird einer der 3 Werte manuell geändert, wirkt sich das auf die Belichtung aus, wenn nicht gleichzeitig eine der beiden anderen Einstellungen angepasst wird.
Solche Fotos macht man am besten mit manueller Belichtungseinstellung. Spotmessung auf den hellsten Bereich der Rose würde auch zum Erfolg führen.
Die Sensorempfindlichkeit
Die Lichtempfindlichkeit des Sensors ist die Grundlage für die Regulierung der Lichtmenge mit Zeit und Blende.
Der Sensorempfindlichkeit entspricht in der analogen Fotografie die Filmempfindlichkeit. Doch während ein Film eine definierte Lichtempfindlichkeit hat und man den Film wechseln muss, wenn man eine andere Lichtempfindlichkeit benötigt, lässt sich die Sensorempfindlichkeit einstellen.
Tatsächlich jedoch lässt sich die Sensorempfindlichkeit ebenso wenig ändern wie die Lichtempfindlichkeit eines Films. Jeder Sensor hat eine native Lichtempfindlichkeit, die in ISO angegeben wird. Jede davon abweichende Lichtempfindlichkeit, also jeder höhere oder geringere ISO Wert, den man an einer Kamera einstellen kann, verändert nicht die Lichtempfindlichkeit des Sensors, sondern wird durch elektronische Verstärkung oder Abschwächung des Sensor-Signals erreicht.
Blätter im Gegenlicht mit maximaler Leistung des Sensors bei ISO 100. Trotz des starken Teleobjektivs mit umgerechnet 285 mm Brennweite reichte dank in der Kamera eingebauten Bildstabilisators 1/60 sec. für ein verwacklungsfreies Foto und ermöglichte so noch Blende 8 für eiine hohe Gesamtschärfe. Die Schärfentiefe ist bei dieser Brennweite besonders im Nahbereich minimal, doch das zieht den Blick auf das leuchtende Blatt mit maximaler Schärfe.
Jede andere als die native Lichtempfindlichkeit des Sensors führt zu einer Qualitätsverschlechterung. Das ist wichtig, wenn man die maximale Leistung des Sensors besonders bezüglich Schärfe und des Bildrauschens nutzen möchte.
In einem gewissen Toleranzbereich lässt sich zumindest das Bildrauschen durch die Kamera soweit reduzieren, dass es nicht unangenehm auffällt. Leider gilt das nicht gleichzeitig für die Abbildungsleistung des Sensors bezüglich seiner Schärfe. Eine höhere oder geringere Lichtempfindlichkeit führt also nicht nur zu einem zunächst kaum wahrnehmbaren Bildrauschen, sondern immer auch zu einem Verlust an Schärfe.
Wie groß der Toleranzbereich ist, hängt vom jeweiligen Kameramodell ab. Bei den meisten digitalen Spiegelreflexkameras, deren Sensor eine native Lichtempfindlichkeit von ISO 100 besitzt, ist der Toleranzbereich nicht größer als 2-3 Blendenstufen, also bis ISO 400 oder ISO 800. Einige wenige Kameras gehen deutlich darüber hinaus und haben einen Toleranzbereich von ISO 3200 oder sogar darüber.
Wie groß der Toleranzbereich Ihrer Kamera ist, lässt sich auch ohne einen Blick in die Bedienungsanleitung bzw. die technischen Daten meist einfach beantworten, denn im Kameramenü gibt es zwei verschiedene Auswahlen für den ISO Wert, zum einen die Werte, die bei automatische Einstellung der Lichtempfindlichkeit von der Kamera benutzt werden und zum anderen die darüber hinausgehende Werte, die sich nur manuell einstellen lassen.
Die von der Belichtungsautomatik auswählbaren ISO Einstellungen liegen innerhalb des Toleranzbereichs, die darüber hinausgehenden Einstellungen sollten nur verwendet werden, wenn die Priorität auf einer kurzen Belichtungszeit liegt und das Licht für geringere ISO Einstellungen nicht ausreicht.
Womit wir bei einem wichtigen Thema sind.
ISO Einstellung und manuelle Belichtung
Gelegentlich bekomme ich verzweifelte E-Mails, weil sich die Belichtung auch nach Umstellung auf manuelle Belichtung nicht ändert. Als ich zum ersten Mal eine solche Mail erhielt, war ich am rätseln. Erst ein klärendes Telefonat mit dem Absender brachte die Lösung. Es gibt offensichtlich Kameramodelle, bei denen die Wählrad Einstellung "M" nicht etwa zur echten manuellen Belichtung führt, sondern zu einer ISO Automatik. Der Fotograf stellt also Zeit und Blende manuell ein, der nach Meinung der Kamera dazu passende ISO Wert wird automatisch gewählt. So kann man natürlich nicht mit anderen Belichtungswerten als von der Kamera vorgegeben fotografieren. Also absichtlich etwas heller oder dunkler geht so nicht.
Die Lösung war dann allerdings auch schnell gefunden, bei diesen Kameramodellen muss man, bevor man mit dem Wählrad auf manuelle Belichtung umschaltet, im Kameramenü die ISO-Automatik abschalten und selbst einen ISO Wert auswählen.
Kleiner Test zur ISO Automatik
Wie sich Ihre eigene Kamera verhält, können Sie mit einem kleinen Test leicht selbst herausfinden. Stellen Sie die Kamera auf eine beliebige Automatikfunktion und aktivieren, sofern nicht ohnehin bereits so eingestellt, im Kameramenü die ISO Automatik. Dann stellen Sie das Wählrad auf "M" und sehen anschließend im Kameramenü nach, ob immer noch die ISO Automatik aktiv ist. Falls ja, müssen Sie also bei manueller Belichtung die ISO Automatik abschalten und manuell einen ISO Wert auswählen.
Die ISO Werte
Die ISO Werte sind eine international genormte Angabe zur Lichtempfindlichkeit von Filmmaterial bzw. Sensoren.
Ausgehend von einer weit verbreiteten tatsächlichen Lichtempfindlichkeit des Sensors von ISO 100 ergeben sich durch Verdopplung die weiteren ISO Werte:
ISO 100, ISO 200, ISO 400, ISO 800, ISO 1600, ISO 3200 usw.
Jede Verdopplung des ISO Wertes entspricht einer Verdopplung der Lichtempfindlichkeit oder um es fotografisch auszudrücken, einer Blendenstufe. Die Reihe kann nach oben natürlich beliebig durch weitere Verdopplungen erweitert werden, oder nach unten durch jeweilige Halbierung des vorangegangenen Wertes.
Einige Kameramodelle sind inzwischen bei ISO 51.200 angekommen und bieten einen Toleranzbereich ohne allzu großes Bildrauschen bis ISO 3200 oder sogar noch darüber hinaus.
Alle über den Toleranzbereich hinausgehenden, durch elektronische Verstärkung des Bildsignals erreichten Lichtempfindlichkeiten erweitern die Möglichkeiten der Fotografie beispielsweise in der Beobachtung von Tieren in der Dämmerung, sind jedoch in der gestalterischen Fotografie sowohl wegen des hohen Bildrauschens als auch wegen mangelnder Schärfe nicht diskutabel.
Bei den meisten digitalen Kameras endet der Toleranzbereich nach oben bei ISO 400 oder ISO 800. Innerhalb dieses Bereiches haben Fotos mit diesen Kameras noch kein allzu störendes Bildrauschen.
Wann welchen ISO Wert?
Wenn es um maximale Qualität geht, dann, soweit das Licht ausreicht, immer die tatsächliche Lichtempfindlichkeit des Sensors.
Hier hat die Belichtungszeit oberste Priorität, denn ein Feuerwerk mit zu langen Belichtungszeiten wirkt meist verwaschen. Deshalb hohe ISO Werte.
Womit die Frage eigentlich auch schon beantwortet ist, von der tatsächlichen Lichtempfindlichkeit abweichende ISO Werte nach oben oder unten nur, wenn andere Einstellungen, insbesondere eine kurze Belichtungszeit oberste Priorität haben.
Prioritäten oder Kompromisse
In der Fotografie geht es immer um Prioritäten. Ich sage absichtlich Prioritäten und nicht Kompromisse, denn bei der Abwägung, welche Einstellungen man an der Kamera vornimmt, geht es immer darum, welche dieser Einstellungen Priorität haben und welche Eigenschaften gegenüber dieser Priorität zurücktreten müssen. Denn jede Änderung einer Einstellung wirkt sich auf alle anderen Eigenschaften des Fotos aus.
Die Lichtempfindlichkeit ist die Grundlage für die richtige Belichtungseinstellung
Die Lichtempfindlichkeit des Sensors ist die Grundlage für die richtige Belichtungseinstellung, so wie in der analogen Fotografie die Lichtempfindlichkeit des verwendeten Films die Grundlage für die Belichtungseinstellungen sind. Denn die Lichtmenge, die mit Belichtungszeit und Blende reguliert wird, wird auf die Lichtempfindlichkeit des Sensors abgestimmt.
Die Regulierung der Lichtmenge
Die Lichtmenge wird über Belichtungszeit und Blende reguliert.
Mit der Blende wird reguliert, wie viel Licht das Objektiv durchlässt und mit der Belichtungszeit, wie lange dieses Licht auf den Sensor auftrifft.
Haben Sie manuell oder die Belichtungsautomatik eine korrekte Belichtung ermittelt und verändern anschließend einen der beiden Werte, dann muss auch der andere Wert geändert werden, damit die Belichtung gleich bleibt.
Wird die Blende um eine volle Stufe geschlossen, dann muss die Belichtungszeit verdoppelt werden, umgekehrt, wenn die Blende um eine volle Stufe geöffnet wird, muss die Belichtungszeit halbiert werden, damit in beiden Fällen die Lichtmenge dieselbe bleibt.
Das ist eigentlich recht leicht zu verstehen, nur wird es mit den vollen Blendenstufen an einer modernen Digitalkamera schwierig, weil dort inzwischen kleinere Blendenstufen in Drittel oder Zehntel-Schritten eingestellt werden können.
Blende 8 und knappe Belichtung sorgen für leuchtende Farben bei guter Schärfe.
Volle Blendenstufen
Deshalb muss man wohl oder übel die vollen Blendenstufen auswendig lernen. Denn sonst würde man rätseln, was beispielsweise die nächste volle Stufe ausgehend von Blende 6,5 ist. Blende 6,5 ist eine Drittel Blendenstufe.
Die Reihe beginnt normalerweise mit Blende 2,8 und endet bei einer digitalen Spiegelreflexkamera mit Kleinbildobjektiven mit Blende 22.
Blende 2,8 ist bei vielen Zoomobjektiven überhaupt nicht möglich, weil sie nicht ausreichend lichtstark sind. Während besonders lichtstarke 50 mm Standardobjektive, die umgangssprachlich auch Lichtriesen genannt werden, noch deutlich größere Blendenöffnungen anbieten, beispielsweise die Blendenstufen 2; 1,7; 1,5; 1,2;
Die obigen Blendenwerte bezeichnen die maximale Blendenöffnung eines Objektivs, man spricht in diesem Fall auch von einer offenen Blende.
Die Blende wird schrittweise um jeweils eine volle Stufe mit den folgenden Blendenwerten geschlossen:
- Blende 2,8
- Blende 4
- Blende 5,6
- Blende 8
- Blende 11
- Blende 16
- Blende 22
Die kleinste Blende ist bei Kleinbildobjektiven in der Regel Blende 22. Da es bereits ab Blende 16 bei Objektiven für das Kleinbildformat zu Beugungserscheinungen des Lichts kommt, die die Schärfeleistung deutlich beeinträchtigen, machen bei Objektiven für das Kleinbildformat noch kleinere Blendenöffnungen keinen Sinn. In der Mittelformat- und Großformatfotografie gibt es aufgrund der größeren Brennweiten für einen vergleichbaren Bildwinkel noch kleinere Blenden (Blende 32; 64; 128). Denn die Zahl, mit der eine Blende eingestellt wird, ist der Teiler in einer Bruchrechnung. Die tatsächliche Brennweite ist der Nenner, die Blende der Teiler. Die eingestellte Blende bezeichnet also die Öffnung der Blende in Bezug auf die verwendete (nicht die umgerechnete) Brennweite. Näheres dazu: FAQ Blende
Wenn es um Lichtstimmungen wie in diesem Foto geht, bevorzuge ich die manuelle Belichtung. Die Belichtungsautomatik wäre allerdings auch zielführend, wenn man die Messung auf das Gras oder die leuchtenden Kirschblüten beschränken würde, denn es geht genau um diese Bildbereiche.
Zusammenhang zwischen Blende und Belichtungszeit
Eine volle Blendenstufe entspricht der Verdopplung oder Halbierung der Belichtungszeit, je nachdem, ob man die Blende schließt oder öffnet. Weil das so ist, muss man sie wohl oder übel auch auswendig lernen, es sei denn, man benutzt ein älteres Objektiv, denn ältere Objektive lassen sich nur mit vollen Blendenstufen einstellen.
Wenn man den Zusammenhang zwischen vollen Blendenstufen und der Belichtungszeit einmal verstanden hat, dann tut man sich leicht mit der manuellen Belichtungseinstellung.
Denn, obwohl digitale Spiegelreflexkameras mittlerweile auch Drittelstufen oder sogar Zehntelstufen der Blendeneinstellung anbieten, ist die Verdopplung oder Halbierung der Belichtungszeiten logisch, während sich eine volle Blendenstufe nicht einfach aus der Logik erschließt. Letztere muss man deshalb auswendig lernen.
Optimale Belichtung
Die optimale Belichtung ist nicht unbedingt auch die richtige Belichtung.
Wie schon bei den Automatikfunktionen erläutert, hängt es zunächst einmal von der Messmethode ab, was überhaupt als richtige Belichtung verstanden wird.
Meistens geht es um die optimale Belichtung. Die optimale Belichtung hängt jedoch wesentlich vom Motiv, dem Hintergrund und unseren persönlichen Vorstellungen ab.
Möchte man etwas zum leuchten bringen, dann ist oft eine etwas knappere Belichtung angesagt, weil ein Motiv in leuchtenden Farben, beispielsweise eine Blume, vor einem dunkleren Hintergrund besonders leuchtet, wenn das Bild insgesamt etwas dunkler getönt ist.
Auch in der künstlerischen Aktfotografie wird oft absichtlich knapp belichtet (Lowkey). Umgekehrt wird in der Highkey Fotografie ein Bild absichtlich etwas heller gestaltet, als es der „richtigen“ Belichtung entsprechen würde
.
Fotografie ist im gestalterischen Bereich keine exakte Wissenschaft, sondern von den Vorstellungen und Vorlieben des Fotografen abhängig.
Richtige Belichtung
Auch deshalb gibt es für die Bildgestaltung keine richtige, sondern stattdessen eine optimale Belichtung. Wobei das optimal natürlich sowohl vom Motiv als auch der gewollten Bild-Aussage abhängt. Also, was wie dargestellt werden soll.
Optimal belichtet.
Eine Blendenstufe weniger als vom Belichtungsmesser der Kamera ermittelt. In diesem Fall wurde zwar nicht die Blende gegenüber dem vorangehenden Foto um eine volle Stufe geschlossen, sondern stattdessen die Belichtungszeit halbiert, dennoch spricht man fotografisch von Blendenstufen.
Fotografie ist kein Abbild der Wirklichkeit, sondern die Darstellung der Wirklichkeit aus der Sicht des Fotografen und was ihm wichtig ist.
Immer dann, wenn die Automatikfunktionen entweder nicht zum gewünschten Ergebnis führen oder feinere Automatikfunktionen wie beispielsweise die Spotmessung nur relativ umständlich zu bedienen sind, wird die Belichtung stattdessen manuell eingestellt.
Wie man zur optimalen Belichtung kommt
Es gibt verschiedene Wege zur optimalen Belichtung.
Man kann, wie es in der professionellen Fotografie mit Großformatkameras immer noch unumgänglich ist, mit einem guten Handbelichtungsmesser das Motiv ausmessen, also sowohl die hellsten wie auch die dunkelsten Bildbereiche und darüber hinaus die mittleren Bildbereiche und eine Durchschnittsberechnung mit Gewichtung auf das eigentliche Motiv machen, man kann es dank Digitaltechnik auch sehr viel einfacher haben.
Eine einfache Methode, sich an die optimale Belichtung heran zu tasten
Die Methode, mit der ich am schnellsten zur optimalen Belichtung für die gewünschte Bildaussage komme, lassen manchem Profi, der das oben beschriebene exakte Vorgehen gewohnt ist, die Haare zu Berge stehen.
Zunächst wird das Motiv mit Zeitvorwahl oder Blendenvorwahl, je nachdem, was mir von beidem wichtiger ist, fotografiert. Das Ergebnis wird auf dem Display begutachtet und die Belichtung auf Manuell umgestellt.
Da ich grundsätzlich mit festen ISO Einstellungen arbeite, brauche ich auf die ISO Werte für die folgenden Schritte keine Rücksicht mehr zu nehmen. Auch die gewählte Blende oder Belichtungszeit, je nachdem, ob ich mit Blendenvorwahl oder Zeitvorwahl das erste Testfoto gemacht hatte, wird beibehalten. Geändert wird nur noch der andere Wert, bei vorgegebener Blende also die Belichtungszeit oder bei vorgegebener Belichtungszeit die Blende. War das Motiv zu dunkel, wird die Belichtung stufenweise heller eingestellt, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Umgekehrt, war es zu hell, was meistens der Fall ist, wird die Belichtung knapper eingestellt.
Selbst mit der Spotmessung hätte man bei diesem frostigen Motiv Probleme, die richtige Belichtung zu ermitteln. Es war schließlich nicht am Abend, sondern am Vormittag. Um den mit Rauhreif überzogenen Blütenstand ins rechte Licht zu setzen, bedurfte es mehrerer Versuche. Die Weichzeichnung kommt durch das wegen der großen Kälte beschlagene Objektiv und unterstreicht das Leuchten. Der Himmel, der im Hintergrund zwischen den Bäumen durch scheint, ist ein hellblauer Tageshimmel.
Hat man etwas Erfahrung mit dieser Vorgehensweise, dann reicht bereits das Testfoto, um anschließend die Belichtung optimal einstellen zu können. Andernfalls braucht man 3-4 Testfotos, bis die richtige Einstellung für die optimale Belichtung gefunden wurde.
Schwierig wird es nur dann, wenn man sowohl die Belichtungszeit als auch die Blende gegenüber dem Testfoto ändern möchte. Denn dann muss man zwei voneinander abhängige Werte ändern und entsprechend rechnen.
Damit ist ein Anfänger meist überfordert. Doch, wenn man schrittweise vorgeht, ist es kein großes Problem. Zunächst wird der Wert ermittelt und eingestellt, der zur optimalen Belichtung führt. Damit hat man eine passende Zeit / Blenden - Paarung. Nun kann man wahlweise die Belichtungszeit oder die Blende ändern und passt den jeweils anderen Wert entsprechend an. Geht man dabei stufenweise in vollen Blendenschritten vor, verrechnet man sich nicht so leicht wie bei gleich massiven Änderungen.
Wird die Blende um eine volle Stufe geschlossen, dann muss die Belichtungszeit verdoppelt werden, wird die Blende stattdessen um eine volle Stufe geöffnet, wird die Belichtungszeit halbiert. Umgekehrt geht man vor, wenn man eine andere Belichtungszeit einstellen möchte.
Ist die Blende wegen der Lichtverhältnisse bereits voll geöffnet und man möchte dennoch eine kürzere Belichtungszeit, kann die Blende natürlich nicht mehr angepasst werden, in diesem Fall wird pro Halbierung der Belichtungszeit der ISO Wert verdoppelt.
Ein wesentlicher Vorteil der digitalen Fotografie
Dass man ein Foto sofort auf dem Display überprüfen kann, ist einer der unschätzbaren Vorteile der digitalen Fotografie.
Früher brauchte man nicht nur sehr viel technisches Wissen, um wirklich gute Fotos machen zu können, man brauchte außerdem viel Erfahrung mit dem eigenen Equipment, wozu sogar die aktuelle Charge des verwendeten Filmmaterials gehörte, um nicht unliebsame Überraschungen nach der Entwicklung des Films zu erleben.
Um mit manuellen Einstellungen zu guten Ergebnissen zu kommen, braucht man inzwischen, Dank Display, längst nicht mehr das technische Wissen und die Erfahrungen, die in analogen Zeiten unumgänglich waren.
Es ist viel einfacher geworden, Fotos zu machen, die genau so aussehen, wie man sich das vorgestellt hatte. Denn das Ergebnis kann man sofort auf dem Display überprüfen und die Belichtung manuell solange anpassen bis das Foto schließlich genau so belichtet ist, wie man es wollte. Doch ganz ohne Verständnis der Zusammenhänge zwischen den drei Regulierungsmöglichkeiten derBelichtung, nämlich Belichtungszeit, Blende und Sensorempfindlichkeit geht es nach wie vor nicht.
Aus meinen analogen Zeiten habe ich noch einen hochwertigen Belichtungsmesser, der inzwischen eigentlich nur noch zur Demonstration der Abhängigkeit der drei Parameter Belichtungszeit, Blende und Lichtempfindlichkeit des Sensors bei meinen Praxis Fotokursen verwendet wird.
Mein geduldiges Übungsmodel im Studio mit Blitzanlage
Das stimmt allerdings nicht ganz, denn gleichzeitig ist es ein hochwertiger Blitz-Belichtungsmesser und somit eine gute Hilfe bei der Arbeit mit der Blitzanlage im Studio oder on location. Obwohl ich gelegtlich selbst im Studio die Belichtung nach dem ersten Testfoto nochmals nach meinem Geschmack anpasse.