Digitaler Fotokurs

Objektfotografie, Table Top Fotografie

Die Objektfotografie ist der technische anspruchsvollste Bereich der Studiofotografie.

 

Ebenso wie die Architekturfotografie kann die Objektfotografie dokumentarisch sein, also einen dreidimensionalen Gegenstand möglichst genau in die zwei Dimensionen eines Fotos übertragen oder stattdessen Objekte arrangieren und durch Lichtführung und Perspektive fotografisch interpretieren.

 

In beiden Fällen geht es um die Lichtführung, die Belichtung und den Schärfeverlauf. Für die einfach erscheinenden Fotos beliebiger Gegenstände, beispielsweise einer Kamera in den Prospekten der Hersteller und Händler war oft stundenlanges Tüfteln erfahrener Berufsfotografen angesagt.

 

Soviel vorweg, Objekte perfekt zu fotografieren, was man bei kleineren Objekten auch als Table Top Fotografie bezeichnet, weil sie auf einem Aufnahmetisch platziert werden, ist etwas anderes als eben mal ein Foto für eine eBay Versteigerung zu machen.

 

Wegen dieser Tüftel-Arbeit gerade im Bereich der Objektfotografie sind Fotografen auch in der Handwerkerinnung und nicht etwa freischaffende Künstler. Denn es erfordert viel Erfahrung und trotz der Erfahrung stundenlanges ausprobieren, in jeder Beziehung perfekte Fotos von Objekten zu machen.

Kommode Louis XI

Bei der Objektfotografie geht es um die möglichst perfekte Ausleuchtung und natürlich auch die richtige Belichtung.

 

Relativ einfach sind noch Stillleben wie das obige Foto einer Obstschale. Obwohl auch hier Beleuchtung und Kamerastandort (Perspektive) eine ganz erhebliche Rolle für das Bild Ergebnis spielen. Schließlich soll das Ganze appetitlich und gleichzeitig interessant aussehen.

Für Objektfotografie braucht man viel Geduld. Sie ist das genaue Gegenteil eines Schnappschusses.

 

 

Um zum Beispiel ein Handy so fotografieren zu können, dass der Bildschirminhalt korrekt belichtet mit ins Bild kommt und nicht anschließend im Photoshop eingefügt wird, wird man lange herum probieren müssen. Denn dazu darf die Beleuchtung natürlich nicht zu stark sein. Andererseits darf sie nicht so schwach sein, dass man längere Belichtungszeiten benötigen würde, denn bei diesem Handy ist der aktuelle Bildschirminhalt ein Bildschirmschoner mit sich bewegenden Fischen. Wird die Belichtungszeit zu lang, dann verschwimmen die Fische, weil sie sich während der Belichtung weiter bewegen.

 

Aus diesem Grund gibt es von Objekten mit selbst leuchtenden Elementen, wie beispielsweise dem Monitor eines Handys so gut wie keine Fotos mehr, in denen der Bildschirminhalt nicht nachträglich mit dem Photoshop eingefügt worden wäre. Das geht nämlich tatsächlich viel schneller als stundenlang mit der Beleuchtung zu experimentieren.

 

Was für den Bildschirminhalt gilt, kann ebenso für beleuchtete Anzeigen beispielsweise eines Armaturenbretts gelten. Oder für schwach leuchtende Signallämpchen.

 

Es ist natürlich viel einfacher, dafür eine separate Belichtung zu machen und sie nachträglich mit dem Photoshop einzufügen.

 

Die matt glänzende Oberfläche und der Markenname unter der Bildschirm stellten zusätzliche Herausforderungen. Je nach Lichteinfall kommt er ganz anders.

Handy

Eine weitere Problematik ist gerade bei so kleinen Objekten der Schärfeverlauf. Denn, je näher man dran geht, umso geringer ist die Schärfentiefe. Das ist beim obigen Foto des Handys deutlich zu bemerken, im vorderen Bereich nimmt die Schärfe bereits massiv ab. Das obige Foto hätte ein Auftraggeber mit Sicherheit nicht abgenommen, denn der Firmenschriftzug ist fast nicht mehr erkennbar. Da spielt die Unschärfe im vorderen Bereich kaum noch eine Rolle.

 

Mit einem Tilt/Shift Objektiv könnte man bei einem solchen Objekt den Schärfeverlauf durch Tilten besser steuern (Scheimpflugsche Regel). Das zeigt jedoch auch den Aufwand, den Berufsfotografen leisten müssen, um so ein simples, alltägliches Objekt wie ein Handy perfekt zu fotografieren.

 

Die professionelle Objektfotografie war eigentlich immer eine Domäne der Großformatkamera, weil sich damit sowohl der Schärfeverlauf als auch mögliche perspektivische Verzerrungen weit gehend beeinflussen lassen.

 

Bei den hier exemplarisch gezeigten Objektfotos ging es mir allerdings nicht darum, perfekte Fotos für einen Auftraggeber zu liefern, sondern selbst herauszufinden, was mit einer digitalen Spiegelreflexkamera und den beschränkten Mitteln eines Amateurfotografen überhaupt möglich ist.

 

Denn mir stand weder ein Tilt/Shift Objektiv an einer Vollformatkamera noch die Beleuchtungseinrichtung eines professionellen Studios zur Verfügung. Die obigenFotos entstanden mit einem ganz normalen Zoomobjektiv an einer digitalen Pentax Spiegelreflexkamera mit dem APS Sensor. Für die Einrichtung der Beleuchtung standen zwei Studioscheinwerfer mit jeweils 1500 W und Reflexfolien zur Verfügung.

 

Inzwischen besitze ich eine professionelle Blitzanlage. Damit ist die Einrichtung der Beleuchtung eigentlich einfacher geworden, denn vom weichen Licht des 1 m x 1 m großen Hazylights bis zum extrem stark gerichteten Licht eines Spotlights stehen sämtliche Varianten durch verschiedene Reflektoren und zusätzlich Schirme zur Verfügung.

 

Die Einschränkung „eigentlich“ deshalb, weil, je mehr Möglichkeiten man hat, die Herausforderungen eher noch größer werden. Denn damit hätte man prinzipiell die Möglichkeit, wirklich perfekte Fotos zu machen. Doch dann ist man erst recht stundenlang damit beschäftigt, das Zusammenspiel der Lichtformer und zugleich der Abschattung, um unerwünschte Reflexe zu vermeiden, zu erforschen.

 

Ich weiß, warum ich lieber Portraits fotografiere, ich habe selten die Geduld für stundenlanges tüfteln.

 

Stellt bereits ein Handy mit einer weitgehend matten Oberfläche eine Herausforderung dar, so erst recht spiegelnden Oberflächen wie ein Hochglanzlack oder ein Glas.

Spiegelnde Oberflächen

Spiegelnde Oberflächen wie beispielsweise ein Glas stellen mit die höchsten Ansprüche an die Beleuchtung, schließlich soll sich nicht das ganze Studio beziehungsweise Zimmer im Glas spiegeln.

 

Wie man es nicht machen sollte, sehen Sie im nächsten Foto:

 

 

In diesem Foto von einem Glas spiegelt sich das ganze Zimmer beziehungsweise mein damaliges Heimstudio.

 

Die chinesischen Wandtafeln auf der linken Seite des Studios spiegeln sich gleich doppelt im Glas.Auf die Nachbearbeitung im Photoshop habe ich bei diesem Foto verzichtet, ein Foto, das ohnehin als Negativbeispiel dienen soll, wollte ich nicht noch aufhübschen.

 

Spiegelungen auf glänzenden Oberflächen entstehen immer dann, wenn das Studio beziehungsweise der Raum, in dem die Fotos aufgenommen werden, Reflektionsflächen in seiner Nähe bietet. Deshalb sind die großen professionellen Miet-Studios ebenso wie Filmstudios oft mehrere 100 m² groß, so kann man vermeiden, dass es reflektiertes Streulicht im Bild gibt.

 

Doch was tun, wenn man keinen so großen Raum für Fotos zur Verfügung hat? Nach draußen gehen? Draußen haben Sie die Beleuchtung schon dreimal nicht unter Kontrolle, außerdem ist draußen alles gleichmäßig hell, dann wird sich also die gesamte Straße im Glas oder dem Hochglanzlack spiegeln. Doch natürlich könnten Sie das Ganze Nachts irgendwo draußen aufbauen, wo Sie einen Stromanschluss haben und es ansonsten völlig stockdunkel ist, auch nichts in der Nähe, was reflektieren könnte.

 

Im Studio jedoch muss man herausfinden, wo die Spiegelung herkommt und dann versuchen, die Quelle zu eliminieren.

 

Im nächsten Foto ist das viel besser gelungen.

 

 

 

 

Dicht an den kleinen Couchtisch, auf dem sich das Glas für das Foto befand und in dessen Glasplatte sich der Fuß spiegelt, wurde gegenüber dem Hauptlicht ein schwarzer Hintergrund aufgestellt.

 

Wenn Sie genau hinsehen, sehen Sie in der Spiegelung sowohl den runden Hintergrund, als auch überraschend schmal das schwarze Bühnenmolton auf der rückwärtigen Wand und ansonsten die weißen Wände des Raumes. Das Foto ist somit noch weit entfernt von einem perfekten Foto von einem Glas. Doch gegenüber dem ersten Foto ist es eine enorme Verbesserung, die einfach durch die Aufstellung eines schwarzen Hintergrunds dicht am Glas erreicht wurde.

Glas mit Orangensaft

Bei diesem Foto werden viele unerwünschte Reflexe bereits durch den Orangensaft im Glas gedämpft, obwohl an der Beleuchtung im Verhältnis zum Foto oben drüber kaum etwas geändert wurde. Dafür sieht man jetzt den Staub auf dem Glas.

 

Gläser sind nun mal rundum Spiegel. Gerade bei Gläsern, Uhren und Schmuck spielen nicht nur die Lichtquellen eine erhebliche Rolle, sondern auch die Abschattung unerwünschter Reflexe und Spiegelungen. Dazu kann man kleine mattschwarze Tafeln (Beispielsweise schwarzen Karton) um das Glas oder den Schmuck platzieren, so dass man nach und nach sämtliche unerwünschten Reflexionen und Spiegelungen eliminiert. Dafür gibt es keine Patentrezepte, da ist, wie in vielen Bereichen der Fotografie, geduldiges experimentieren angesagt.

Die digitale Fotografie lädt, wenn man etwas Geduld hat, zum experimentieren geradezu ein. Denn man sieht das Ergebnis sofort auf dem Display und kann, gerade im Studio, die Kamera entweder direkt mit einem PC verbinden und sogar über den PC steuern, oder sich zumindest gleich nach einer Fotoserie mit jeweils leicht unterschiedlichen Einstellungen die Bilder auf den PC ansehen.

 

So kann man leicht herausfinden, wie sich welche Einstellung auswirkt. Auf dem großen Monitor sieht man denn auch die kleinen Details, die man auf dem Display nicht sieht. Doch gerade im Bereich der Objektfotografie sind es oft winzige Kleinigkeiten, wie beispielsweise etwas Staub auf dem Glas oder ein unerwünschter Reflex, die die Wirkung eines Fotos beeinträchtigen.

Spätestens auf dem Monitor bemerkt man dann auch Fingerabdrücke oder leichte Verschmutzungen, die gerade bei spiegelnden oder durchleuchteten Objekten unangenehm auffallen.

chinesische Teeschale

Dieses Foto entstand mit derselben Beleuchtung, mit der auch die beiden Fotos von den Gläsern gemacht wurden. Also mit nur einer Lampe, die als nahezu Gegenlicht in einem etwa 45° Winkel von hinten auf das Objekt strahlt. Die Spiegelung entstand durch die Glasplatte des Couchtischs, auf dem diese chinesische Teeschale aus hauchdünnem Porzellan stand.

 

Je besser die Vorbereitung für Objektfotografie, umso besser auch die Ergebnisse.

Welche Beleuchtung braucht man für Objektfotografie?

Bei der Fotografie von Objekten brauchen Sie eigentlich nur selten auf kurze Belichtungszeiten zu achten, zumindest, wenn Sie ein Stativ benutzen. Die Beleuchtung muss also längst nicht so stark sein, wie sie für die Fotografie von Menschen oder Tieren erforderlich wäre, die sich schließlich auch bewegen.

 

Wichtig ist eine flexible Beleuchtung, denn mal braucht man eher hartes, stark gerichtetes Licht um Glanzlichter zu setzen, mal braucht man ein weiches Licht. Man kann auch beides in Kombination verwenden.

 

Doch man muss sich nicht gleich, nur weil man mal mit der Objektfotografie experimentieren möchte, eine kostspielige, professionelle Studio Blitzanlage anschaffen.

 

Stellt man fest, dass die Objektfotografie Spaß macht, kann man sich nach und nach die erforderliche Ausrüstung für bessere Fotos beschaffen.

Stilleben mit Obstschale

 

Die Lichtempfindlichkeit, ein bedeutender Vorteil der digitalen Fotografie

Die digitale Fotografie bringt gegenüber der analogen Fotografie einen entscheidenden Vorteil mit, der auch bei dem Minimum an Beleuchtungseinrichtung für die Objektfotografie eine Rolle spielt. Die Sensoren digitaler Kameras sind selbst in der Grundeinstellung deutlich lichtempfindlicher als Filmmaterial mit hoher Auflösung.

 

Dazu ein kurzer Vergleich:

Die meisten digitalen Spiegelreflexkameras haben einen Sensor mit seiner nativen Empfindlichkeit von ISO 100. Farbfilme mit ISO 100 haben bereits ein ziemlich grobes Korn, das man bei Kleinbild Fotos schon bei geringen Vergrößerungen sehen würde.

 

Standard Farbfilme haben einen Lichtempfindlichkeit von ISO 50, besonders feinkörnige Farbfilme, die in ihrer Auflösung etwa einem Vollformat Sensor mit ca. zwölf Megapixel entsprechen würden, haben sogar eine noch geringere Lichtempfindlichkeit von nur ISO 25. Das sind bereits zwei Blendensstufen gegenüber der geringsten Empfindlichkeit des Sensors. Eine Blendenstufe entspricht einer Verdopplung oder Halbierung der Lichtmenge.

 

Wegen der geringen Empfindlichkeit feinkörniger Farbfilme mussten Studio Blitzanlagen im analogen Zeitalter enorm leistungsstark sein. Diese starken Blitzanlagen haben, außer es geht um ganz große Objekte wie beispielsweise einem Lkw, inzwischen praktisch ausgedient, man müsste schon mit Graufiltern arbeiten, um mit einer leistungsstarken Blitzanlage und einer Digitalkamera noch fotografieren zu können. Denn bei Großformatkameras gibt es auch viel kleinere Blenden.

 

Inzwischen kommt man wegen der gegenüber einem Farbfilm deutlich gesteigerten Lichtempfindlichkeit mit wesentlich weniger Licht aus.

 

Aber ganz ohne Licht geht es nach wie vor nicht. Es muss nur nicht mehr so stark sein wie zu analogen Zeiten.

Die Mindestanforderungen für die Objektfotografie

Das Licht sollte stark genug sein, um trotz Stativ noch relativ kurze Belichtungszeiten zu ermöglichen.

 

Die Schreibtischlampe ist also nicht gerade die optimale Beleuchtung.

 

Das Licht sollte eine ausgewogene Farbzusammensetzung haben.

 

Entweder als rein weißes Licht mit einer Farbtemperatur von 5500° Kelvin, wie es von Blitzanlagen kommt, oder als Glühlampenlicht mit einer Farbtemperatur von 2800° Kelvin bei Glühbirnen und Halogenleuchten. Die früher gebräuchlichen Fotolampen mit 3200° Kelvin haben längst ausgedient.

 

Für diese beiden Farbtemperaturen gibt es Voreinstellungen beim Weißabgleich einer Digitalkamera, nämlich Blitz oder Glühlampenlicht.

 

Wegen der ausgewogenen Farbzusammensetzung des Lichts sind Energiesparlampen vollkommen ungeeignet, denn in ihrem Farbspektrum fehlt das Rot. Selbst wenn es wie bei den so genannten Warmlichtröhren als Filter auf das Glas aufgedamft ist, ergibt sich immer noch kein natürliches Farbspektrum.

 

Somit sind auch alle für Amateurfotografen konzipierten Beleuchtungseinrichtungen mit so genannten Tageslichtleuchten letztendlich eine Täuschung der Käufer. Denn diese Beleuchtungseinrichtungen haben mit der Farbzusammensetzung des Tageslichts schlichtweg nichts zu tun.

 

Mehr oder minder starke Farbverfälschungen sind deshalb unvermeidbar. Einige davon kann man nachträglich mit einem guten Bildbearbeitungsprogramm korrigieren, doch Informationen, die bereits im Foto fehlen, weil durch die Farbzusammensetzung des Lichts bestimmte Farben nicht richtig belichtet werden, lassen sich nachträglich auch mit der besten Bildbearbeitung nicht mehr herstellen.

 

Inwieweit LED Leuchten ein ausgewogenes Farbspektrum haben, kann ich nicht beurteilen. Es müssten ohnehin ziemlich starke LED Leuchten sein, um damit fotografieren zu können. Die haben dann aber wiederum den Nachteil einer stark gerichteten Lichtquelle, geben also ein ziemlich hartes Licht ab.

 

Die meisten Studio-Fotos im digitalen Fotokurs sind mit einer Minimalausstattung entstanden. Zwei Studioscheinwerfer mit jeweils 1500 Watt Halogen, die gerade noch stark genug waren, um damit auch Portraits machen zu können. Diese Studioscheinwerfer hatte ich gebraucht mit ziemlich starken Gebrauchsspuren, aber funktionierend, aus einem Studio für Werbefilme gekauft.

 

Die älteren, analogen Studiofotos mussten mit noch viel weniger Licht auskommen, denn damals waren noch Fotolampen mit 500 oder 1000 W üblich, die nicht annähernd die Lichtausbeute einer gleich starken Halogenlampe liefern.

 

Gemeinsam ist beiden vor Anschaffung der Blitzanlage benutzten Lichtquellen, dass sie ein ausgewogenes Farbspektrum haben. Zu analogen Zeiten benutzte ich einen Kunstlichtfilm, der auf die damals üblichen Fotolampen mit 3200° Kelvin abgestimmt war. Im digitalen Zeitalter mit den Weißabgleich Einstellungen einer Kamera wurde Glühlampenlicht eingestellt.

 

Daraus folgt, dass man, wenn man sich keine Blitzanlage leisten kann oder will, mindestens Halogen Scheinwerfer angeschafft werden sollten. Als Videoleuchten kann man sie gebraucht sehr günstig über eBay erwerben, doch sie haben ein sehr hartes Licht. Wegen der großen Hitzeentwicklung kann man nicht, wie bei einer Blitzanlage, einfach in kurzem Abstand eine Folie oder einen Schirm davor setzen, um ein weicheres Licht zu erzeugen. Man muss auf einen ziemlich großen Abstand achten, damit der Diffusor nicht verkohlt oder sogar entzündet wird. Außerdem sollte man diese Lampen nie länger als höchstens 10 Minuten am Stück brennen lassen. Denn sonst kann die Hitzeentwicklung so stark sein, dass sich sogar das Gehäuse der Lampe verformt.

 

Benutzt man künstliche Lichtquellen mit Ausnahme der Blitzanlage, muss Mischlicht vermieden werden. Also entweder nur nach Sonnenuntergang oder in einem abgedunkelten Raum fotografieren. Ausnahme Blitzanlage deshalb, weil die Blitzanlage zumindest in einem Raum ohnehin deutlich stärker ist als das von draußen einfallende Licht und ebenfalls Tageslichtcharakter hat.

Anschaffung einer Blitzanlage?

Eine gute Blitzanlage ist natürlich das Optimum für die Studiofotografie, egal, ob es um Objektfotografie, Portraits oder Innenarchitektur geht.

 

Allerdings muss die Leistung der Blitzanlage auf die gewollte Aufgabenstellung abgestimmt sein. Kleine, mobile Blitzanlagen mit im Blitzkopf integrierten Generator sind für die Objektfotografie, solange man nicht gerade einen Lkw fotografieren möchte, ausreichend.

 

Sie liefern auch genügend Licht für Porträts, für Akt und Ganzkörperaufnahmen kann es jedoch schon zu schwach sein, weil weiches Licht schließlich auch Licht schluckt. Für eine Softbox braucht man deutlich mehr Leistung als für einen Normalreflektor.

 

Wenn man die Anschaffung einer Blitzanlage überlegt, dann sollte man nicht am falschen Ende sparen.

 

Also genügend stark, um damit auch Portraits fotografieren zu können und vor allem von einem Markenhersteller. Eine gute Blitzanlage ist nämlich sehr langlebig und kann selbst mit der täglichen Beanspruchung in einem professionellen Fotostudio 30 Jahre und älter werden.

 

Das kann sie jedoch nur, wenn sie entsprechend gewartet werden kann. Eine Blitzröhre hat kein ewiges Leben, die Elcos ebenso wenig. Es muss also gewährleistet sein, dass man die Verbrauchsartikel einer Blitzanlage auch noch nach Jahren austauschen kann und die Blitzanlage nicht entsorgen muss, weil ein Elco verbraucht ist.

 

In diesem Zusammenhang eine Warnung, Walimex vertreibt zwar Blitzanlagen aus China, es handelt sich jedoch nicht um eine Marke mit Ersatzteilgarantie.

 

Viele andere „Marken“ werden noch nicht einmal zwei Jahre alt. Vermutlich auch, um Garantieforderungen aus dem Weg zu gehen, kommen und gehen viele billige „Marken“. Wird über eBay eine gebrauchte Blitzanlage angeboten, über die man im Web die Herstellerseite nicht mehr findet, Finger davon lassen. Spätestens wenn ein kleines Ersatzteil, und sei es nur ein lächerlicher Widerstand, kaputtgeht, hat man keine Blitzanlage mehr, sondern Elektroschrott.

 

Näheres dazu, insbesondere zu empfehlenswerten Markenherstellern auf der Webseite: Das eigene Heimstudio

Besondere Beleuchtungseinrichtungen in der Objektfotografie

Das Lichtzelt

Für besondere Zwecke, zum Beispiel um unerwünschte Spiegelungen in einem Glas zu vermeiden oder um ein möglichst weiches Licht zu bekommen, kann ein Lichtzelt vorteilhaft sein.

 

Lichtzelte gibt es fertig zu kaufen. Doch wenn Sie nur ganz selten einmal Fotos machen, für die ein Lichtzelt die vielleicht bessere Lösung wäre, dann wird sich die Anschaffung kaum lohnen.

 

Ein behelfsmäßiges Lichtzelt können Sie sich auch selbst bauen. Sie brauchen dazu lediglich Transparentpapier oder einen farbneutralen weißen Stoff der nicht zu dick ist und somit genügend Licht durchlässt.

 

Entweder Sie bauen sich ein einfaches Gestell, über das der Stoff gehängt wird, natürlich sollte das Material des Gestells keinesfalls glänzen oder gar spiegeln, oder Sie hängen das Lichtzelt einfach von der Decke oder einem Stativ mit einem Auslegearm ab.

 

 

Der Lichttisch

In der professionellen Fotografie ist der Aufnahmetisch, dessen Fläche aus einem farbneutralen, durchscheinenden Material besteht, die Regel für die Table Top Fotografie.

Stilleben auf dem Lichttisch

 

Ein Aufnahmetisch ist ziemlich universell einsetzbar, man kann ihn auch als Lichttisch verwenden. Letzteres macht man insbesondere dann, wenn man, wie im obigen Foto, ein Objekt nachträglich vom Hintergrund freistellen möchte, denn dank der Beleuchtung sowohl von unten als auch von der Rückseite gibt es keine störenden Schatten.

 

Ein professioneller Aufnahme-Tisch wird für Fotoamateure, die sich nicht einen eigenen Studio Raum einrichten, kaum infrage kommen. Denn ein professioneller Aufnahme-Tisch ist gut 1 m breit und mindestens eineinhalb Meter lang. Bei einem Aufnahmetisch ist die Auflagefläche in einem Bogen nach hinten hochgezogen. Dadurch kann mit zwei Blitzköpfen die gesamte Fläche von unten und hinten vollkommen gleichmäßig ausgeleuchtet werden. In einem professionellen Studio für Werbefotografie hat der Aufnahmetisch inklusive der dafür vorgesehenen Blitzanlage seinen festen Platz.

 

Ich habe zwar bereits mit professionellen Aufnahmetischen gearbeitet, mir jedoch wegen des Platzbedarfs nie selbst einen angeschafft.

Der behelfsmäßige Aufnahmetisch

Man kann zusammen klappbare Aufnahmetische fertig kaufen. Da ich jedoch nie mit diesem typischen Amateur Studio Equipment gearbeitet habe, kann ich auch nicht beurteilen, ob das eine empfehlenswerte Lösung ist.

Stilleben mit Weintrauben auf dem Lichttisch

Dieses Foto wurde nachträglich vom Hintergrund freigestellt, statt der ursprünglichen Milchglasplatte wurde ein Verlauf eingefügt.

 

 

Außerdem lohnt sich die Anschaffung ohnehin nur dann, wenn man häufig damit arbeiten wird. Ein behelfsmäßiger Aufnahmetisch lässt sich ohne großen Aufwand leicht selbst bauen. Man braucht eine Glasplatte, das kann beispielsweise ein Glastisch sein, eine Auflage für die Platte, sofern es nicht ohnehin bereits ein Glastisch ist und Transparentpapier, das man im Bürofachhandel in 1 m breiten Rollen kaufen kann. Besser als eine Glasplatte wäre Plexiglas, das noch farbneutraler als Glas ist. Am besten natürlich Plexiglas, das auf einer Seite milchig ist.

 

Das Transparent Papier wird in einem leichten Bogen nach hinten hochgezogen und irgendwie so befestigt, dass es glatt hängt. Nun muss nur noch die Beleuchtung eingerichtet werden, eine Lichtquelle von unten und eine Lichtquelle von hinten. Das darauf liegende Objekt kann natürlich zusätzlich ausgeleuchtet werden.

Glasflaschen auf dem Lichttisch

Einige der Fotos, die hier beispielhaft auf einem Lichttisch gemacht wurden, sind noch einfacher entstanden. Mein Esstisch hat nämlich eine leicht graue, farbneutrale Glasplatte. Eine Lampe unter den Esstisch, um die Glasplatte gleichmäßig auszuleuchten, fertig war der einfache Aufnahmetisch. Auf das Transparenz Papier wurde verzichtet.

Was ich hier als Behelfslösungen schildere, ist im professionellen Alltag fast die Regel. Immer wieder braucht man eine Lösung, die man nicht zur Hand hat und die sich auch nicht ohne weiteres mieten lässt. Deshalb sind viele Fotografen gerade im Bereich der Objektfotografie auch gute Handwerker, um sich schnell selbst eine Behelfslösung zu basteln.

Uhren und Schmuck

Uhren und Schmuck gehören zu den großen Herausforderungen an die Lichtführung, denn der Glanz soll an den richtigen Stellen liegen, unerwünschte Reflexe jedoch zugleich vermieden werden.

 

Bereits kleinste Nuancen in der Veränderung des Winkels zum Licht bewirken extreme Unterschiede.

 

Hier einige Beispiele, die anläßlich eines Sonderkurses Uhren- und Schmuckfotografie entstanden:

Armbanduhr Omega mit verschiedenen Beleuchtungsenstellungen

 

 

 

Als Übungsobjekt meine alte Armbanduhr, die wegen des goldenen Zifferblatts besondere Herausforderungen stellt. Alle Fotos mit dem Sigma 70-300 mm 1:4-5,6 Makroobjektiv bei Blende 18 und Synchronisation mit der Blitzanlage bei 1/125 sec. bei ISO 100 an einer Pentax K-5. Für die Makroeinstellung muss bei diesem Objektiv die maximale Brennweite von 300 mm eingestellt werden.

 

 

 

Die Studiobeleuchtung

 

Die Situation.

 

Dadurch ergibt sich als Mindestabstand der Kamera zum Objekt 95 cm. Da ich keine auf Schmuckfotografie spezialisierte Beleuchtungseinrichtung habe, sondern mit der großen Blitzanlage arbeiten muss, ist der erforderliche Mindestabstand jedoch vorteilhaft für die Einrichtung der Beleuchtung. Das weiche Hauptlicht, ein Hazylight, ist immerhin 1x1m groß.

Armbanduhr Omega mit verschiedenen Beleuchtungsenstellungen

Bei diesen beiden Fotos wurde die Uhr direkt auf die Diffusionsfolie des Hazylight gelegt. Der Vorteil eines Hazylight ist, dass es sich in jede beliebige Richtung drehen läßt, also auch mit leichten Gegenständen wie ein Lichttisch benutzt werden kann.

 

Noch ein Foto auf dem Lichtisch, das den großen Einfluß selbst kleinster Veränderungen des Lichtwinkels zeigt.

Armbanduhr Omega mit verschiedenen Beleuchtungsenstellungen

Die Uhr stattdessen mit einer Kristalglasplatte als Unterlage:

Armbanduhr Omega mit verschiedenen Beleuchtungsenstellungen

Weiches Hauptlicht und Streiflicht. In diesem Licht sieht man der Uhr jedoch auch ihr Alter an und das sie immer noch gerne getragen wird.

Armbanduhr Omega mit verschiedenen Beleuchtungsenstellungen

Wenn man die Uhr vom Hintergrund freistellt und ein weichgezeichnetes Hintergrundbild einfügt, entstehen besonders reizvolle Fotos. (Hier wurde ein alter Bugatti während der Classic Gala in Schwetzingen als Hintergrundmotiv verwendet.)

Fotos im sanften Gegenlicht

Auch dazu brauchen Sie keine sündhaft teure Anlage, wiederum reicht Transparentpapier und eine gleichmäßige Ausleuchtung von hinten. Transparentpapier gibt es von der Rolle, mit Breiten von etwa 1 m.

 

Die nachfolgenden Fotos entstanden wie auch das Foto im Logo auf folgende Weise:

 

 

 

Damals hatte ich eine Wohnung in München Bogenhausen, bei der jeweils eine Wand vollständig aus Glas bestand mit einem Balkon davor. Mit zwei Tesafilmstreifen klebte ich zwei Bogen Transparent-Papier nebeneinander auf den Aluminiumrahmen des großen Fensters und beleuchtete das Ganze vom Balkon aus.

 

Für das Farbfoto wurde etwas länger belichtet, dadurch ist es kein reiner Schattenriss mehr.